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Einblick – Weitblick – Toleranz

Bei meiner Reise in den Orient war es mir vergönnt, Einblicke in diese Kultur zu gewinnen, Erfahrungen zu sammeln und zauberhafte Momente zu erleben. Ich war fasziniert von der für mich fremden Kultur und je mehr ich in sie eintauchte, umso mehr verzauberte sie mich. Alte Traditionen und ein tiefer Glaube paarten sich hier mit der Moderne und Visionen für einen Weg in eine neue Zeit.

Die Weite der Wüste, der Reichtum an Bodenschätzen, die Vorstellungen der Menschen von ihrer Welt, in der sie leben wollen, sowie das Pflegen ihrer Traditionen und ein unerschütterlicher Glaube bilden das stabile Fundament der neuen Zeit.

Gastfreundschaft ist ein heiliges Gebot dieses Kulturkreises. Sie ist geprägt von Herzlichkeit, Respekt und Freundlichkeit. Geselligkeit ist selbstverständlich. Man nimmt sich Zeit füreinander und schenkt seinen Mitmenschen bei einem feinen Tee oder einer aromatischen Mahlzeit uneingeschränkte Aufmerksamkeit, das Gefühl von Hektik kommt nicht auf. Es mutet eher an, als sei es ein buntes Treiben.

In Anbetracht meiner Beobachtungen drängte sich mir immer wieder der Gedanke auf, dass ich das Verhalten dieser Menschen oftmals von außen bewertete, ja sogar beurteilte, ohne überhaupt zu ahnen, wo die Wurzeln dieses Verhaltens liegen. Dass es auf Jahrhunderte alten Erfahrungen, einem tief verankerten Glauben aufbaut, und oftmals auch das Überleben in karger Natur sichert.

Und immer wieder tauchte bei der Beobachtung meiner selbst ein Begriff vor meinem inneren Auge auf, dem ich dann beim Besuch der wunderschönen Moschee in Abu Dhabi direkt im Eingangsbereich begegnete. Hier stand er geschrieben in goldenen Lettern „ Tolerance“.

Tolerance Path
Moschee

Aus diesem Empfinden heraus möchte ich mich heute mit Ihnen über den Begriff „Toleranz“ austauschen. Was beinhaltet dieses Wort?

Toleranz ist die Brücke, die uns erlaubt, Unterschiede zwischen Menschen, Ansichten, Überzeugungen, Weltanschauungen, Kulturen und Religionen zu überwinden. Sie ist das Fundament menschlichen Zusammenlebens, das von Respekt und Verständnis geprägt ist.

Bevor ich jetzt beginne den Begriff im Großen zu beleuchten, kultur- und länderübergreifend, über Kontinente und Religionssysteme hinweg, möchte ich zuerst im Kleinen beginnen.

Wie tolerant sind wir uns selbst gegenüber. Nehmen wir uns an, so wie wir sind. Unseren Körper, unsere Eigenarten, unsere Ecken und Kanten, auch Fehler und Schwächen genannt. Stehen wir zu dem, was wir fühlen, sagen, was uns wichtig ist. Tolerieren wir all das, was uns in unserer Persönlichkeit ausmacht.

Wie gehen wir mit unseren Kindern um. Lieben wir sie um ihrer selbst willen oder wollen wir sie nach unseren Vorstellungen formen, wie heißt es doch immer, „etwas aus ihnen machen. Sie sind schon wunderbare Wesen, wenn sie zur Welt kommen, mit ihren ganz persönlichen individuellen Eigenschaften, die es verdient haben, so toleriert zu werden wie sie sind. Niemand muss was aus ihnen machen! Sie brauchen nur Liebe, etwas Förderung ihrer Anlagen und einen festen Rahmen, in dem sie sich sicher fühlen.

Wie sieht es mit der Toleranz aus in unseren Partnerschaften und Beziehungen. Wird die Andersartigkeit, die Vielfalt, das bunte Schillern unseres Gegenübers als besonderes Geschenk geschätzt, als Ergänzung unseres Selbst gesehen, sodass wir zusammen ganz sein dürfen. Kann sich der Partner in Freiheit entfalten und sich dabei der Unterstützung seines Gegenübers sicher sein oder ist es eher so, dass Anpassung eingefordert wird? Die Ecken und Kanten abgeschliffen werden?

Im Berufsleben wird immer mehr auf Standards gesetzt, alles soll möglichst gleich sein, dass jeder überall eingesetzt und ausgetauscht werden kann. Individualität ist dabei hinderlich, Ausnahmen und Einzigartigkeit behindern den Prozess, den Flow. Die Toleranz gegenüber dem Besonderen geht merklich zurück.

Toleranz kann nur dann entstehen und geübt werden, wenn man sich auf sein Gegenüber einlässt, seine Beweggründe für sein Tun ergründet und dann zu verstehen beginnt. Es braucht Zeit, Geduld, das Anerkennen von Andersartigkeit und die Liebe zu seinen Mitmenschen.

Ich habe es auf meiner Reise erlebt, wie wunderbar eine andere Kultur sein kann, wie viel Tiefe darin steckt, altes Wissen und Traditionen, unerschütterlicher Glaube und Verbundenheit untereinander. Ich habe die Offenheit gespürt, die man mir entgegengebracht hat, die Geduld mir Dinge zu erklären, habe die Gastfreundschaft von Herzen genossen.

Toleranz war mir ein Bedürfnis. Ich habe mich gerne den Sitten und Gebräuchen angepasst, auch wenn sie mir total fremd waren. Dadurch habe ich gelernt, dass alles einen tieferen Sinn und einen Grund hat, oftmals überlebenswichtig ist, warum diese Menschen solche Verhaltensweisen aufweisen, in ihrer ganz eigenen Art handeln. Ich habe darauf vertraut, dass es richtig ist.

Ich würde zusammenfassend sagen, dass Toleranz eine moralische Instanz ist, die das friedliche Zusammenleben der Menschen auf der Erde sichert. Feindseligkeit und Diskriminierung verlieren durch sie ihre Wirksamkeit. Sie fördert den sozialen Frieden und den Frieden im Allgemeinen.

Wie viele Kriege sind schon entstanden und wie viele Kriege toben immer noch, nicht nur unter Völkern, zwischen Religionen, nein auch in Familien, in allen zwischenmenschlichen Bereichen, nur weil es an Verständnis und Toleranz fehlt.

Wie sagte doch schon Voltaire, ein Philosoph, Freigeist seiner Zeit, der Aufklärung:

Das Geheimnis des Zusammenlebens ist Toleranz.“

Sein Buch mit dem Titel „Über die Toleranz“ ist heute wieder topaktuell, wobei meine persönliche Meinung ist, dass dieses Thema von der gesamten Menschheit noch nie wirklich aufgearbeitet wurde. Es ist wichtig Toleranz zu üben, sie zu spüren und nicht nur darüber zu reden und das Wort auf Plakate zu schreiben. Diese Bewusstseinsarbeit kann jeder für sich selbst leisten, dazu braucht es keiner Zusammenkünfte, keiner Bewegungen, keiner plakativen Darstellung, das geschieht im Kleinen, in unserem Denken.

Ich kann jetzt aus eigener Erfahrung sagen, Toleranz zu üben wirkt sich auf allen Ebenen positiv aus. Sie unterstützt die körperliche, wie auch psychische Gesundheit. Das Kämpfen hört auf, Einbeziehen, ein Annehmen tut gut, bringt Energie, Mauern bauen und Grenzen ziehen kostet Energie. Toleranz steht für ein konstruktives, fruchtbares und vertrauensvolles Miteinander. Es entsteht eine entspannte Atmosphäre.

                                              „Die Schönheit der Welt, liegt in der Vielfalt ihrer Kulturen.“

                                                                                                                      Mahatma Gandhi                                                                            

Lassen Sie uns Toleranz üben …

Bis zum nächsten Mal

Ihre Vera Oberheim                                            

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Vera Oberheim

Heilpraktikerin für Psychotherapie, Psychoonkologie, Beratung und Coaching

Ich bin vom

09.02.2024 bis zum 26.02.2024

im Urlaub.

Die Fortsetzung des Themas geht zum 01.03.2024 online.

Ihre Vera Oberheim