Die Heilung des inneren Kindes
Ich habe Ihnen in den beiden Artikeln zuvor aufgezeigt, dass das „Innere Kind“ eine Instanz ist, in dem alle Erfahrungen und Empfindungen aus der Kindheit gespeichert sind. Man könnte auch sagen, es ist ein Modell, um die verschiedenen Kind-Anteile, die nicht in ein Erwachsenen-Ich überführt werden konnten, besser darstellen zu können. Es ist als eine Metapher zu sehen.
Das „Innere Kind“ entsteht erst dadurch, dass es Verletzungen in der Kindheit gab, die es verhindert haben, dass sich das Erwachsenen-Ich ungehindert entwickeln konnte. Gab es keine Verletzungen, entwickelt dieser Anteil sich als gesundes integriertes „Erwachsenen-Ich“ und das„Innere Kind“ taucht nicht auf. Der Erwachsene fühlt sich wohl, ist selbstbewusst, verfügt über Frustrationstoleranz und Selbstwirksamkeit, kann erfüllte Beziehungen führen und hat ein tragfähiges soziales Netzwerk gesponnen. Er führt ein sinnvolles und glückliches Leben.
Durch die Präsenz in den Medien hat das „Innere Kind“ sehr an Popularität gewonnen. Das geht sogar bis zu der Vorstellung, dass dieses Kind wahrhaftig in einer Person wohnt und man müsse es nur an der Hand nehmen, um ihm zu helfen.
In der wissenschaftlichen Psychologie gibt es diesen Begriff nicht. Er kommt aus der Transaktionsanalyse von Eric Berne, die besagt, dass die Kommunikation zwischen Menschen als Transaktion gesehen werden kann. Die Art und Weise wie diese Kommunikation geführt wird, kann sie beim Gegenüber zu schweren Verletzungen führen.
In der Psychologie spricht man eher von Traumatisierung, emotionaler Verletzung oder auch negativen Erfahrungen, die es durch psychotherapeutische Verfahren zu bearbeiten gilt.
Das Modell von Eric Berne hat den Vorteil, dass es gut vorstellbar ist und Sie so leichter Zugang zu dem unbewussten Anteil in sich finden können, der Sie lenkt und steuert.
Da in diesem „Inneren Kind“ alle Negativerfahrungen und schmerzlichen Gefühle abgespeichert sind, wird aus Selbstschutz heraus jeglicher Kontakt zu diesem Anteil vermieden, mehr noch mit allen Mitteln unterbunden. Er wird vom alltäglichen Erleben abgespalten.
Das heißt jedoch nicht, dass es diesen Anteil nicht gibt. Er meldet sich immer wieder und zeigt sich durch Gefühle und Handlungen, die oft nicht zur Situation passen. So meldet sich dieser abgespaltene Anteil, das „verlassene innere Kind“, um an sich zu erinnern. Es bittet immer wieder darum, endlich ins „Erwachsenen-Ich“ integriert und damit geheilt zu werden.
Zeichen hierfür sind:
- Das Leben erscheint Ihnen oft schwer und sinnlos
- Sie fühlen sich einsam und verlassen, selbst wenn Sie unter Menschen sind.
- Sie können keine wahre, tiefe Freude empfinden
- Sie sind übermäßig kränkbar
- Sie verhalten sich überangepasst, stehen nicht zu Ihrer Wahrheit und Ihren Wünschen
- Es fällt Ihnen schwer Stellung zu beziehen
- Es fällt Ihnen schwer etwas anzunehmen
Diese Zeichen und noch viele andere mehr weisen auf die dringende Notwendigkeit hin, mit dem „Inneren Kind“ Kontakt aufzunehmen, damit Sie endlich ein selbstbestimmtes Leben in Glück und Freude führen können.
Anleitung zur Kontaktaufnahme mit „dem Inneren Kind“
Nehmen Sie sich Zeit, um mit Ihrem „Inneren Kind“ in einen Dialog zu treten. Überwinden Sie dabei Ihre Abwehrmechanismen wie Verdrängung, Vermeidung oder Abspaltung. Seien Sie mutig, es geht um Ihr Glück!
- Schauen Sie sich Bilder an, die Sie als Kind zeigen, lassen Sie sich Zeit, schauen Sie genau hin, was fühlen Sie dabei, was empfinden Sie für das Kind, das Sie da auf dem Bild sehen. Sprechen Sie Ihre Empfindungen laut aus.
- Versuchen Sie eine Situation, die Sie in Ihrer Erinnerung aufrufen, genau zu beleuchten. Was tun Sie, wer ist in Ihrer Nähe, wo sind Sie, was fühlen Sie sie.
- Vielleicht gibt es noch Spielzeug oder Kuscheltiere, die Sie an Ihre Kindheit erinnern oder ein Kinderbuch.
Lassen Sie nichts unversucht, mit Ihrem Kind in Kontakt zu kommen. Das kann anstrengend und schmerzlich sein, trotzdem fragen Sie es:
- Was kann ich für Dich tun?
- Was brauchst Du?
- Wie fühlst Du Dich?
- Wer hat Dir so weh getan? …
Auf diese Art und Weise werden Ihnen die Mechanismen bewusst, die Sie aus dem Unterbewusstsein triggern und Sie Dinge tun und Worte sprechen lassen, die sich gegen Sie selbst richten.
Nun haben Sie die Möglichkeit und die Chance, die Traumata zu bearbeiten. Das sollten Sie allerdings nicht nur in Eigenregie tun. Es gibt sehr wirksame psychotherapeutische Verfahren, die Sie dabei unterstützen können. Holen Sie sich professionelle Hilfe.
„Es ist wichtig festzuhalten, dass das Bedürfnis, das „Innere Kind“ zu finden, ein Aspekt der Reise eines jeden menschlichen Wesens zur Ganzheit ist.“
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg auf Ihrem Weg in ein neues Leben.
Bis zu nächsten Mal
Thema: Zauberhafte Nächte
Ihre Vera Oberheim